Der Stocksport für Anfänger

Eisstocksport bzw. Stocksport, ist eine Sportart, die vor allem im Alpenraum verbreitet ist und eine gewisse Ähnlichkeit mit Curling hat. Eisstockschießen ist ein alter Volkssport und historisch gesehen dem Brauchtum zuzurechnen, das sich nur in Gegenden mit zufrierenden Gewässern verbreitete und nur im Winter gespielt wurde. In der modernen Form als Freizeit- oder auch Leistungssport, die von Regeln und Vereinen geprägt ist, wird ganzjährig gespielt und zwischen dem Mannschafts-, Weiten- und Zielwettbewerb unterschieden. Stocksport ist ein Präzisionssport.

Spielregeln

Mannschaftswettbewerb

Daube_stockspiel

Daube, Durchmesser 12 cm

Beim Mannschaftsspiel versuchen zwei Mannschaften die Stöcke von der Abspielstelle aus möglichst nahe an die „Daube“ zu spielen. „Die Daube wird vor Beginn einer Kehre auf das Mittelkreuz gelegt. Wird die Daube durch eine nach den Regeln gültige Einwirkung in ihrer Lage innerhalb des Zielfeldes verändert, so verbleibt sie in dieser neuen Lage, die auch für die Wertung maßgebend ist.“ Sie wird auf das Mittelkreuz zurückgelegt, wenn sie außerhalb des Zielfeldes liegt.

Eine Mannschaft besteht normalerweise aus vier Spielern, wobei jeden Spieler pro Durchgang einen Versuch machen muss. Ziel ist es, den eigenen Stock in Bestlage (also näher zur Daube als der Gegner) zu bringen. Es zählen nur Stöcke, die sich innerhalb des Zielfelds befinden.

Eine der beiden Mannschaften beginnt mit dem Spiel, indem sie versucht, einen ihrer Stöcke in das Zielfeld zu spielen. Daraufhin spielt die gegnerische Mannschaft so lange, bis einer ihrer Stöcke in Bestlage ist. Es dürfen dabei durch die neuen Stöcke die Positionen der schon im Zielfeld befindlichen Stöcke geändert werden, kommt ein Stock dabei außerhalb des Zielfelds zum Stillstand wird er entfernt.

Wenn eine Mannschaft keine Stöcke mehr hat, ist der Gegner an der Reihe. Wenn beide Mannschaften mit allen ihren Stöcken gespielt haben, ist die Kehre zu Ende und die Mannschaft, deren Stock sich in Bestlage befindet, bekommt Stockpunkte. Für jeden Stock der näher an der Taube ist, als der Stock des  Gegners gibt es einen Punkt. Ein Spiel hat sechs Kehren, also Durchgänge. Das Anspiel wechselt mit jeder Kehre unabhängig von Ausgang des letzten Durchganges. Die Mannschaft mit der größeren Anzahl von Stockpunkten erhält zwei Gewinn- oder Spielpunkte, die andere keine. Bei Unentschieden bekommt jede Mannschaft 1 Gewinnpunkt. Die Mannschaft mit den meisten Gewinnpunkten gewinnt das Turnier. Haben zwei Mannschaften die gleiche Zahl an Gewinnpunkten, entscheidet der Quotient aus allen eigenen und gegnerischen Stockpunkten (die Stocknote).

Zielwettbewerb

 

180px-Stocksport_zielbewerb_spielfeldSpielfeld für den Zielbewerb

Der Zielwettbewerb wird in 4 Durchgängen mit je 6 Versuchen ausgetragen. In jedem Durchgang können bis 60 Punkte erreicht werden. Für die Gesamtwertung werden meist 2 Runden (= 2 x 4 Durchgänge) gespielt. Bei Meisterschaften spielen die bestplatzierten Spieler häufig noch in einem Finale weitere 1 bis 2 Runden um den Sieg. Der Zielbewerb wird sowohl als Einzelbewerb als auch als Mannschaftsbewerb ausgetragen. Beim Einzelbewerb spielt ein Spieler alle Durchgänge und wird einzeln gewertet. Beim Mannschaftsbewerb spielt jeden Durchgang ein anderer Spieler. Für die Wertung werden die Ergebnisse der einzelnen Spieler zusammengezählt.

1. Durchgang: Es werden 6 Versuche auf die mittleren Zielringe ausgeführt, bei denen der Stock des Spielers möglichst nahe an das Mittelkreuz gebracht werden soll. Gewertet wird der jeweilige Ring, den der Stock erreicht. Die Ringe zählen von außen nach innen: 2,4,6,8 und 10 Punkte.
 

2. Durchgang: Es werden 6 Versuche auf einen Zielstock gespielt, der wechselweise in den markierten Kreisen A – F aufgestellt wird. Bei den 6 Versuchen gilt es, den in den Kreisen aufgestellten Zielstock aus dem Zielfeld zu befördern, wobei der Stock des Spielers im Zielfeld verbleiben soll. Abhängig von der Endlage der Stöcke werden für jeden Versuch 0, 2, 5 oder 10 Punkte vergeben.

3. Durchgang: Es werden je 3 Versuche ins linke und rechte hintere Ziel (Zielfragmente) ausgeführt, bei denen der Stock des Spielers möglichst nahe an die Zentren der Ringe gebracht werden soll. Gewertet wird der jeweilige Ring, den der Stock erreicht. Die Ringe zählen von außen nach innen: 2,4,6,8 und 10 Punkte.

4. Durchgang: Es werden 6 Versuche auf einen Zielstock gespielt, der der Reihe nach in den markierten Kreisen A, B, G, H, E und F aufgestellt wird. Bei den Versuchen 1 und 2 gilt es den Zielstock so zu treffen, dass der Stock des Spielers möglichst nahe am Mittelkreuz zum Stehen kommt. Bei den Versuchen 3 und 4 gilt es, den Zielstock so zu treffen, dass dieser möglichst nahe am Mittelkreuz zum Stehen kommt. Bei den Versuchen 5 und 6 gilt es den Zielstock aus den Zielringen zu befördern, wobei der Stock des Spielers in den Zielringen verbleiben muss, damit er gewertet wird. Gewertet wird bei den Versuchen 1 – 4 der jeweilige Ring, den der Stock erreicht. Die Ringe zählen von außen nach innen 2,4,6,8 und 10 Punkte. Bei den Versuchen 5 und 6 werden 0, 5 oder 10 Punkte vergeben.

Die Spielfläche

180px-Spielfeld_stockspielSpielfeld Stockspiel

Im Winter wird auf Eis gespielt. Im Sommer spielt man meistens auf Asphalt, Beton oder in letzter Zeit auch immer häufiger auf Betonpflaster. Seit kurzem gibt es spezielle „Teppiche“ im Handel. Bei den Abmessungen des Spielfelds gibt es kleine Unterschiede zwischen überdachten Anlagen und Anlagen ohne Dach. Der Abstand zwischen Abspielstelle und dem Mittelkreuz im Zielfeld beträgt in der Regel 24,5m.

 

 

Der Stock180px-Stockzeichnung

 

(schematische Zeichnung eines Eisstocks -->)

Der Stock besteht aus drei Teilen: Dem Stiel, dem Stockkörper und derLaufsohle. Die Stockkörper wiegen zwischen 2,70 kg (Schülerstock) und 3,83 kg.

Die Laufsohlen gibt es als Sommer- und Winterlaufsohlen. Die Sommerlaufsohlen bestehen aus Kunststoff, die Winterlaufsohlen aus Gummi. Sie sind in verschiedenen Härtegraden (Shores genannt) verfügbar, was zu unterschiedlichen Reibwerten auf dem Untergrund führt. Den unterschiedlichen Härtegraden sind entsprechende Farben zugeordnet, um die Laufsohlen leicht identifizieren zu können. Am meisten Kraft benötigt der Spieler für die besonders weiche blaue Laufsohle. Die Abstufung läuft dann über gelb, grau, schwarz, grün und weiß. Im Sommer gibt es noch eine harte rote Laufsohle mit einem besonderen Profil.

Geschichte

Vermutlich kam das Eisstockschießen, bzw. seine Vorläufer, im 13. Jahrhundert aus Skandinavien. Erste Bilder, auf denen eine ähnliche winterliche Freizeitbeschäftigung abgebildet ist, stammen sowohl aus Holland als auch aus dem Alpenraum des 16. Jahrhunderts. Die Behauptung, das Eisstockschießen sei in Holland entstanden, wird inzwischen jedoch angezweifelt, da die Künstler weit gereist waren und ihre Inspiration wohl von Reisen in den Alpenraum mitbrachten. Die ersten Vereine wurden schon vor 1900 gegründet.

Anders als genormte, zerlegbare moderne Eisstöcke wurden sie früher individuell aus Holz gefertigt und mit einen Eisenreifen versehen, der sowohl für die nötige Härte (beim Aufprall) als auch für optimale radiale Gewichtsverteilung sorgte. Der Boden wurde mit (Ski-)Wachs gleitfähig gemacht. Weder Spielfelder noch Dauben noch Mannschaftsstärke waren genormt. So ist aus dem Oberbayerischen überliefert, dass in sehr strengen Wintern, wo die zugefrorenen Voralpenseen besondere Tragfähigkeit hatten, oft ganze Dörfer mit entsprechend umfangreichen Mannschaften im Wettbewerb gegeneinander antraten.

1951 fanden in Garmisch-Partenkirchen die ersten Europameisterschaften statt. Die ersten Eisstock-Weltmeisterschaften wurden 1983 in Frankfurt am Main durchgeführt. Als Demonstrationsbewerb wurde es als Eisschießen bei den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen und 1964 in Innsbruck vorgeführt. Die Bemühungen, es zu einer Disziplin bei den Olympischen Spielen zu etablieren, wurden bisher - im Unterschied zum Curling - noch nicht von Erfolg gekrönt.

Heute befinden sich die Zentren des Sports in Süddeutschland, Österreich, Norditalien und der Schweiz. Aber auch in Tschechien, Ungarn, Slowenien und Polen wird dem Sport sehr aktiv nachgegangen. Steigendes Interesse verzeichnet der Sport aber auch in vielen weiteren Ländern wie Australien, Afrika, USA und Kanada, sowie Südamerika.

Eine eng verwandte Sonderform hat sich in Kärnten gebildet, wo bei sonst recht ähnlichen Regeln mit dem so genannten Kärntner Stock gespielt wird.

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